Angesichts steigender Anforderungen an Qualität, Geschwindigkeit und Sicherheit setzt Desma auf weiterentwickelte Automatisierungskonzepte und verändert damit die industrielle Schuhfertigung nachhaltig. Seit mehr als vier Jahrzehnten arbeitet Desma mit ABB Robotics zusammen und entwickelt robotergestützte Lösungen, die weltweit in Produktionslinien zum Einsatz kommen. Inzwischen nutzen Desma-Kunden mehr als 1.700 ABB-Roboter für zentrale Bearbeitungsschritte.
Pionierrolle von Desma und ABB Robotics in der Schuhproduktion
Bereits in den 1980er Jahren begann Desma, Roboter in der industriellen Schuhfertigung einzusetzen und brachte damit einen entscheidenden Wandel in der Branche in Gang. Die erste Pilotanlage belegte, dass robotergestützte Prozesse auch bei komplexen Schuhgeometrien möglich sind. Nach weltweiten Messepräsentationen folgten zahlreiche Installationen, allein 1990 wurden 70 ABB-Roboter für Aufgaben wie Rauen, Klebstoffauftrag oder Trennmittelsprühen ausgeliefert.
ABB-Roboter bringen Präzision und Wiederholgenauigkeit in anspruchsvolle Prozesse
Insbesondere die Fertigung von Sicherheitsschuhen stellt hohe Anforderungen an die eingesetzten Maschinen. Zwar werden Schuhe paarweise gefertigt, jedoch ist jeder Schuh anders: Der linke Schuh unterscheidet sich vom rechten. Beide müssen in den verschiedenen Größen produziert werden. Sicherheitsschuhe sind in der Produktion deutlich anspruchsvoller als Sport- oder Alltagsschuhe. Aufgrund fehlender Sensibilität konnten viele Roboter bisher nicht für konturkritische Aufgaben eingesetzt werden. Deshalb beschränkte sich ihr Einsatz meist auf Pick-and-Place-Aufgaben. ABB-Roboter liefern jedoch die erforderliche Konturgenauigkeit, Kraftsteuerung und Wiederholbarkeit für hochpräzise Vorgänge wie das Aufrauen und Bearbeiten komplexer Geometrien. Die CI Factory von Strauss setzt diese Fähigkeiten gezielt ein, um sowohl Kinder- als auch Sicherheitsschuhe effizient und präzise zu fertigen.
Vereinfachte Steuerung und praxisnahe Bedienkonzepte
Ein Schwerpunkt der langjährigen Partnerschaft bestand darin, Roboter so bedienbar zu machen, dass auch Personen ohne tiefes Technik-Know-how damit arbeiten können. ABB entwickelte eine leicht verständliche Steuerungsumgebung, die Desma gemeinsam mit dem ABB-Team über mehrere Wochen hinweg optimierte. Dadurch lassen sich Roboter heute sicher führen, ohne die permanente Überwachung durch technisch spezialisiertes Personal.
Automatisierte Fertigung in der CI Factory von Strauss
Die CI Factory in Hessen dient als Vorzeigeprojekt für moderne, robotergestützte Schuhfertigung. Auf 6.000 Quadratmetern produziert Strauss jährlich Hunderttausende Paare, viele davon im Direktbesohlungsverfahren. Fünf ABB-Roboter übernehmen zentrale Schritte:
- zwei „IRB 1600" für Trennmittelauftrag und Rauen,
- zwei „IRB 2600" für Handlingprozesse an Rundtisch und Laserzelle,
- ein „IRB 2600" für Stahlsohlenlegung und zusätzliche Aufrauung.
„Die Kombination aus der Desma-Anlage mit den ABB-Robotern ermöglicht uns, Sicherheitsschuhe in Top-Qualität direkt hier in Deutschland zu produzieren. Das System ist flexibel, effizient und nachhaltig, genau das, was moderne Fertigung heute braucht”, erklärt Thomas Schwieder, Produktionsleiter bei Strauss.
Flexibilität und Geschwindigkeit für variantenreiche Schuhlinien
Ein besonderer Vorteil der Kombination aus Desma-Technik und ABB-Robotern ist der schnelle Modellwechsel: Innerhalb von Sekunden kann von einem linken Kinderschuh in Größe 25 auf einen rechten Sicherheitsschuh für Damen in 39 und dann zu einem Sicherheitsschuh für Herren in Größe 43 umgestellt werden. ABB-Roboter arbeiten dabei mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Millimeter pro Sekunde und halten Toleranzen von nur drei Millimetern ein, selbst bei sehr kleinen Schuhgrößen.
Ressourcen- und Arbeitsschutzvorteile durch robotergestützte Prozesse
Automatisierung verbessert nicht nur Produktionsqualität und Effizienz, sondern auch Arbeitsbedingungen. Tätigkeiten, bei denen früher Mitarbeiter gesundheitsschädigenden Stoffen ausgesetzt waren, werden heute in umhausten Roboterzellen durchgeführt. Gleichzeitig sinken Materialverbrauch, Energieeinsatz und Ausschuss.
Laut Christian Decker, Geschäftsführer von Desma Schuhmaschinen, wird die Robotik zu einem entscheidenden Faktor, um die Fertigung näher an die Verbraucher heranzubringen: „Robotik ist der Schlüssel für die rentable Produktion in Hochlohnländern wie Deutschland. Unsere Kunden sind damit in der Lage Material, Kosten und Zeit zu sparen und gleichzeitig flexibel auf dynamische Kundenanforderungen reagieren zu können.“
Zukunftsperspektiven der Zusammenarbeit zwischen Desma und ABB Robotics
Die jahrzehntelange Partnerschaft hat die Schuhindustrie grundlegend verändert. Auch künftig wollen Desma und ABB Robotics gemeinsam Lösungen entwickeln, etwa für nachhaltigere Produktion, neue Generationen von Robotersteuerungen und hochgradig automatisierte Prozessketten, die speziell auf die Anforderungen der Schuhbranche zugeschnitten sind.